Es wird großartig. Aber es braucht seine Zeit.

Für diejenigen die diese Zeilen lesen und es nicht wissen: Ich bin derzeit in Melbourne. Vor einigen Monaten habe ich ein One-Way Ticket nach Melbourne gebucht mit dem Plan dort eine Woche lang zu bleiben, danach nach Ballarat bzw. Clunes weiterzureisen um auf einer Farm freiwillig auszuhelfen und im Dezember nach Neuseeland zu fliegen. Und danach – wer weiß.

Ich dachte, diese Reise würde großartig und befreiend werden und vielleicht meine eigene, kleine Version von Eat, Pray, Love werden. In meinem verwirrten Kopf habe ich diesen Trip (den ich noch nicht einmal angefangen hatte) mit meinen Reisen nach New York und/oder München verglichen. New York weil das bis dato die größte Stadt war, in die ich gereist bin. München, weil diese Reise mir geholfen hat, mich in mir selbst wieder zu festigen. Also dachte ich, wenn ich in eine riesige Stadt wie Melbourne reise, dann müssen aber gefälligst auch die Erkenntnisse über mich selbst riesig werden. Nun ja, ganz so einfach war es dann doch nicht.

Das soll nicht heißen, dass ich bisher nichts gelernt habe. Es ist nur eine Woche her, seit ich hier ankam und ich habe bereits mehrere, kleinere Offenbarungen über mich selbst und mein Leben. Aber nichts, deren Ausmaße durch das Zeit-Raum-Kontinuum reist und mich längerfristig zu einer besseren, ruhigeren und selbst-liebenden Person macht. Aber naja,… ich bin eben ungeduldig.

Und hier ist eine der Offenbarungen: Lass los.

(An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen entschuldigen, die ein bestimmtes Disney-Lied im Ohr haben – mit zwei der coolsten weiblichen Hauptcharaktere und dem witzigsten und großartigsten Schneemann.)

Ich hatte diese Erwartung und diese Idee, dass diese Reise so-und-so sein wird. Natürlich führen Erwartungen oftmals zu Enttäuschungen. Und meistens versuche ich offen zu bleiben und mir zu denken „Schauen wir ein mal“ anstatt „Ach, das wird so-und-so.“ Aber aus irgendeinem Grund, habe ich mich sehr an diese Reise geklammert. Vermutlich weil ich mich im Moment entwurzelt fühle und eines der turbulentesten Jahre hinter mir liegt. Innerhalb nur eines Jahres, hat eine 3jährige Beziehung geendet, ich habe mein Studium abgeschlossen, meinen Job gekündigt, bin von meinem Zuhause der letzten 10 Jahre in Zwischenwohnung #1 gezogen, habe jemand neuen kennen gelernt, bin in Zwischenwohnung #2 gezogen, habe einen echt coolen Übersetzungsjob an Land gezogen, hab mein restliches Zeug zusammengepackt, ein One-Way-Ticket nach Australien gebucht, bei einer Freundin für 1 1/2 Wochen gewohnt und bin in dieses verdammte Flugzeug gestiegen! Also vielleicht habe ich mich an dieser Reise nach all diesen Berg- und Talfahrten angehalten und mir gedacht „Es wird großartig“, weil es das werden MUSSTE. Wofür würde ich es denn sonst machen? Wenn dieser Trip mich nicht wieder repariert, dann werde ich das nie. Aber eigentlich ist doch gar nichts kaputt an mir. Alles was ich durchlebt habe und jede Emotion, die mit jeder Erfahrung einher ging, hat doch seine Richtigkeit.

Es wird also bestimmt großartig werden. Aber es braucht seine Zeit.